MIT-Abend des Handels: Einzelhändler fordern Erreichbarkeit der Stadt

MIT-Abend des Handels: Einzelhändler fordern Erreichbarkeit der Stadt

Die Krise des stationären Einzelhandels lässt sich nach Auffassung des Einzelhandels-Experten Marcus Diekmann nicht aufhalten. „Es wird erst die Klein- und Mittelzentren treffen, dann aber auch Münster“, sagte der Gast-Referent beim „Abend des Handels“ der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) der CDU Münster vor rund 70 Gästen.

Die MIT hatte die Händlerinnen und Händler Münsters zu einem Austausch über die Anforderungen des Handels an die Lokalpolitik in den Wirtschaftsclub Westfalen eingeladen.

Diekmann sprach sich daher auch gegen „lebenserhaltende Maßnahmen“ für Kaufhäuser aus. E-Commerce gewinne dagegen weiterhin an Bedeutung, wenn auch nach der sprunghaften Entwicklung während der Corona-Pandemie aktuell mit moderaten Wachstumsraten.

Der E-Commerce-Experte teilte die mehrheitlichen Sorgen der Einzelhändler um die Erreichbarkeit der Stadt. „Fahrzeuge raus aus der Stadt bedeutet in jedem Fall ein weniger Ertrag für den Handel“, sagte Diekmann. „Die fahren dann in andere Städte.“ Gerade Münster sei sehr auf Kunden aus dem Umland angewiesen.

Der Vorsitzende der MIT Peter Börgel wies darauf hin, dass Münster mit rund 320.000 Einwohnern einen Einzelhandelsumsatz von etwa 6.500 Euro je Einwohner generiere, andere vergleichbare Städte im Umland jedoch nur knapp 1.400 EUR. Das sei vor allem auf die Attraktivität Münsters, aber auch auf den großen Einzugsbereich des Münsteraner Einzelhandels zurückzuführen.

Die zentrale Forderung der MIT sei ein klares Bekenntnis zur Wachstumsstrategie für Münster: „Aus Stillstand beim Bevölkerungswachstum wird für den Handel schnell ein starkes Schrumpfen der örtlichen Kaufkraft.“

Die anwesenden Einzelhändler kritisierten vor allem die Kommunalpolitik. Die Sorgen von kleinen Unternehmen würden nicht wahrgenommen und Vorschläge zur Verkehrspolitik ignoriert. Ein Händler sagte, Münster sei „getragen von den großen Gewerbesteuerzahlern, mit denen redet die Stadt und hört auf sie. Die kleinen Händler werden von der Verwaltung geflissentlich ignoriert.“

„Das Toxische in Münster ist die Lücke zwischen Wirtschaft und Politik“, sagte IHK-Präsident Benedikt Hüffer. Die Wirtschaft habe ein breit erarbeitetes Mobilitätskonzept vorgelegt, das Ergebnis seien jetzt aber Maßnahmen zur Behinderung von Mobilität. „Dabei ist der Niedergang des Einzelhandels schon da, wir merken es nur noch nicht“, sagte Hüffer.

Das aktuell vorgelegte Parkraumkonzept hatte auch der MIT-Vorsitzende Peter Börgel bei seiner Begrüßung mit einheitlicher Zustimmung der Gäste scharf kritisiert: „Was wir brauchen sind schnell drei Parkhäuser nahe der Innenstadt für die nächsten 20 Jahre.“ Denn wenn die derzeitigen Dauerparker am Straßenrand nun auch noch die Parkhäuser müssen, fehlt noch mehr Parkraum für die Kunden aus dem Umland.

Diekmann brachte die Anforderungen an eine attraktive Innenstadt mit einem Beispiel auf den Punkt: „Städte müssen wie IKEA sein: Kostenlose Parkplätze, Angebote zum Spielen für Kinder, Gastronomie und Einkaufserlebnis“.

„Münster ist gegenwärtig noch top aufgestellt und verfügt über viele Stärken“, sagte Diekmann. Der Einzelhandel müsse sich aber auf absehbare Entwicklungen vorbereiten und dürfe sie nicht verschlafen. „Der hohe Studentenanteil ist hier auch ein Risikofaktor, weil die junge Generation auch beim Einkaufen viel digitaler unterwegs ist“, sagte Diekmann „Und zwar sonntags, wenn die Läden in Münster geschlossen sind“.

Shoppen via Social media sei im Trend, 80 Prozent aller Kunden ließen sich bereits bei ihren Kaufentscheidungen von Influencern beeinflussen. Einzelhändlern rate er daher, auch in den sozialen Medien aktiv zu sein.

Außerdem sollten die örtlichen Einzelhändler sich gegenseitig unterstützen und zusammenzuarbeiten. „Jede Dönerbude kann mir das bestellte Produkt innerhalb Münsters in einer halben Stunde nach Hause liefern – warum kann das eigentlich nicht der Einzelhandel?“, fragte Diekmann. Wenn Einzelhändler sich zusammentäten, sei ein komfortabler und schneller Lieferservice möglich.

Verbesserungsmöglichkeiten gebe es auch bei der Art der Bezahlung. „Der beliebteste Zahlungsart ist „Kauf auf Rechnung“, sagte Diekmann. Es sei heute kein großer Aufwand mehr nötig, um digitales Bezahlen am Produkt zu ermöglichen: „Kein Mensch will heute mehr an der Kasse anstehen.“

 

Abend des Handels