MIT – Abend des Handwerks: Rathaus hat Handwerk zu wenig im Blick

v.l.n.r.: Jan Leiße (1. stellv. Vorsitzender MIT), Hans Hund (Präsident Handwerkskammer), Sabine Deckenbrock (Obermeisterin Innung Modehandwerk), Peter Börgel (Vorsitzender MIT),  Stefan Raddant (Obermeister Innung Elektrotechnik), Foto: Till Leckebuschv.l.n.r.: Jan Leiße (1. stellv. Vorsitzender MIT), Hans Hund (Präsident Handwerkskammer), Sabine Deckenbrock (Obermeisterin Innung Modehandwerk), Peter Börgel (Vorsitzender MIT), Stefan Raddant (Obermeister Innung Elektrotechnik), Foto: Till Leckebusch

Das Bildungsniveau von Schulabgängern, die kommunale Verkehrspolitik und mangelnde Wertschätzung – drei Themen standen im Mittelpunkt des von der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) der CDU Münster organisierten Abend des Handwerks am 21.03.2023. Rund 70 Vertreter aus Handwerk und Mittelstand, darunter Handwerkskammerpräsident Hans Hund und viele Innungs-Obermeister konnte der MIT-Vorsitzende Peter Börgel im Mühlenhof begrüßen. „Die Interessen der 1.250 Handwerksbetriebe in Münster und ihrer mehr als 10.000 Beschäftigten hat man im Rathaus viel zu wenig im Blick – das wollen wir ändern“, sagte Börgel. Die an diesem Abend entwickelten Vorschläge werde man aktiv in die politischen Diskussionen einbringen.

Ein beherrschendes Thema war die Verkehrspolitik. „Es geht einfach nicht, dass die Parkplätze so zusammengestrichen werden, dass Handwerker Werkzeug, Material, Geräte und Leitern demnächst erst einmal einen Kilometer schleppen müssen bevor sie da sind wo sie gebraucht werden“, sagte ein Handwerksmeister. Ein anderer wies auf Defizite bei Schulabgängern und potentiellen Auszubildenden hin. „Da kann kaum noch einer richtig rechnen, wie wollen wir damit Digitalisierung und Energiewende schaffen“, hieß es.

Einig war man sich, dass das Handwerk seine Interessen deutlich artikulieren müsse und mehr Wertschätzung verdiene. „Ohne das Handwerk wird es nicht gelingen die notwendigen Sanierungsarbeiten an Gebäuden und Umrüstungen von Heizungen zu schaffe, die wir brauchen, um die Energiewende zu schaffen“, sagte ein Handwerksmeister. Kammerpräsident Hund wies darauf hin, dass auch in Münster zahlreiche Handwerksmeister Nachfolger suchten, weil sie bald in den Ruhestand träten. „Es gibt viel zu wenig Interessenten für die Übernahme eines gut eingeführten Handwerksbetriebs“, sagte Hund. Die aktuell eingeführte Meisterprämie sei so wie die Gründungsprämie aber eine wichtige Hilfe des Landes.

Er kritisierte, dass die politisch oft beschworene Gleichstellung von beruflicher Bildung und akademischer Ausbildung oft nur leere Versprechungen seien. Bundesweit seien im vergangenen Jahr gerade einmal 100 Millionen Euro in berufliche Bildungsstätten investiert worden. So viel bekomme eine Universität jedes Jahr. Auch gebe es wohl Studentenwohnheime, aber keine vergleichbaren Angebote für Lehrlinge.

Hund machte aber auch deutlich, dass das Handwerk auf Selbständigkeit und Eigenständigkeit Wert lege. „Wir wollen uns nicht durchfinanzieren lassen“, sagte der Kammerpräsident. Eigeninitiative sei immer schon eine Stärke des Handwerks gewesen. Ein Handwerksmeister belegte das eindrucksvoll. „Wir haben für unsere ausländischen Auszubildenden keine Sprachkurse bekommen – da haben wir selbst eine Deutschlehrerein eingestellt“, berichtete er.

Von der Politik erwarten die mittelständischen Unternehmer mehr Engagement, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Selbständige zu verbessern. „Wir brauchen weniger Masterpläne, dafür aber mehr Handeln“, hieß es.